Von Wustrow bis nach "Der Bock"

Die Halbinsel Fischland – Darß – Zingst

Beginnend mit dem westlichsten Ort der Halbinsel, dem Ostseebad Wustrow, bis nach "Der Bock", der östlichsten Spitze des Zingst liegt hier Deutschlands schönste Halbinsel.

 

Im Verlauf der mecklenburgischen und pommerschen Küste zwischen den Hansestädten Rostock und Stralsund bilden im Anschluss an das Waldgebiet der Rostocker Heide das Fischland, der Darß und Der Zingst eine Halbinsel, die mit einer Breite von etwa 300 Metern vor dem Ostseebad Wustrow beginnt. Sie erstreckt sich zunächst in nordöstlicher, dann in östlicher Richtung. Ihre größte Breite erreicht sie auf dem Darß mit etwa 16 Kilometern am Leuchtturm am Darßer Ort bei Born. Der 18 Meter hohe Bakelberg bei Niehagen ist die höchste Erhebung der Halbinsel Fischland.
Zwischen der Halbinsel und dem Festland im Süden liegen eine Reihe von seichten, zwei bis drei Meter tiefen Bodden mit Breiten bis zu acht Kilometern, die im Osten eine schmale Verbindung zur Ostsee haben.
Die Bodden haben mit ihren teilweise verschilften und verlandeten Ufern den Charakter von Binnenseen. Ursprünglich waren sie festes Land, jedoch Hohlformen in der Grundmoränenlandschaft, Schmelzwasserrinnen der Eiszeit. Als der Meeresspiegel vor etwa 7000 Jahren anstieg, flutete das Wasser allmählich in die Mulden.
Vor dem Festland, das heute die von den Flüssen Recknitz und Barthe durchzogene Mecklenburgisch-Pommersche Lehmplatte bildet, lagen die eiszeitlichen Inselkerne: das Fischland (Wustrow), der Vordarß (Ahrenshoop), der Altdarß (Born, Wieck, Mecklenburger Weg) und Der Zingst (Westteil der heutigen Halbinsel Zingst). Diese Inseln wurden durch den von Wind und Wellen verursachten Materialtransport sowie durch Verlandung zur heutigen Halbinsel umgeformt.
Durch Strandversetzung entstanden die Nehrung von Dierhagen bis zum Fischland (Wustrow) und der Vordarß von Ahrenshoop bis zu den Rehbergen. Den weiter nördlich angespülten Sand wehte der Wind im Laufe der Jahrtausende zu Dünen auf und bildete den Neudarß. Mehr oder weniger deutlich heben sich vor dem Kliff des Altdarß die Dünenwälle (Reffe) ab, zwischen denen die Dünentäler (Riegen) liegen.
Die Küstenlinie schob sich langsam nach Norden; Strandwall legte sich vor Strandwall im Westen vor die Altdarß-Küste. Im Osten vor eine heute nicht mehr erkennbare Uferlinie. Da der meiste Sand, der diese Wälle aufbaute, vom Westen kam, wurde der Strand im Westen reicher „ernährt" und eilte daher den östlichen Teilen voraus. Damit bekam der Darß seine jetzige Gestalt.
Die Nahtstellen der Halbinsel liegen südlich von Wustrow am ehemaligen Wustrower Tief, am früheren Darßer Kanal südlich Ahrenshoop und am Prerowstrom bei Prerow. Während das Wustrower Tief um das Jahr 1400 und später der Darßer Kanal verlandeten und Fischland und Darß damit ihren Inselcharakter verloren, wurde die versandete Mündung des Prerowstromes erst nach der großen Sturmflut von 1872 zugeschüttet (im Jahre 1874) und Zingst somit an die Halbinsel angeschlossen.
Der Darßer Weststrand ist Abbruchküste und der Mensch führt hier einen fast aussichtslosen Kampf gegen das vordringende Meer. Die Küste verlor bei den Rehbergen in den letzten 300 Jahren rund 170 Meter. Wo einst der von der See verschlungene Mecklenburger Weg längs der Küste verlief, versucht man durch den Bau von Buhnen weiteren Landverlusten entgegen zu wirken.
Ebbe und Flut machen sich in der Ostsee praktisch nicht mehr bemerkbar. Steigen und Fallen des Meeresspiegels sind Folgen der Stauwirkung stärkerer und anhaltender Stürme.
Klimatisch ist das Gebiet durch seine maritime Lage begünstigt. Zwar zieht hier der Frühling erst spät ein, jedoch zeichnen sich die September- und ersten Oktoberwochen in der Regel durch beständige und milde Witterung aus, da die Ostsee die im Sommer gespeicherte Wärme nur langsam wieder abgibt.
Geschichtlich ist bemerkenswert, dass schon während der Mittel- und Jungsteinzeit Teile der damaligen Insellandschaft und das Gebiet zwischen Graal und Ribnitz sowie südlich von Barth besiedelt waren. Urkundlich werden Darß und Zingst zum ersten Male während der dänisch-slawischen Kämpfe im 12. Jahrhundert, das Fischland dagegen erst 1235 erwähnt. Viele der Ortsnamen, z. B. Prerow und Wustrow deuten auf den slawischen Ursprung der Besiedlungen hin. Althagen und Niehagen hingegen wurden erst im Mittelalter als Rodungsdörfer gegründet. Darß und Zingst fielen als Teile Pommerns nach dem Dreißigjährigen Krieg bis 1815 an Schweden. Die Aufhebung der Leibeigenschaft erfolgte hier 1806. Der Mecklenburgische Teil der Halbinsel, das Fischland, musste auf diese Ablösung des feudalen Zwanges noch bis 1820 warten.
1846 wurde die Seefahrtsschule in Wustrow gegründet. Sie verlor an Bedeutung, als im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts der Niedergang der einstmals glanzvollen Segelschifffahrt begann. Zu neuer Blüte gelangte die Seefahrtsschule wieder in der DDR; sie wurde zum Ausbildungszentrum des seemännischen Nachwuchses. Die neuen Schulgebäude grüßten zu jener Zeit schon von weitem als Wahrzeichen des Fischlandes.
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die ehemaligen Fischer- und Seemannsdörfer sich zu Badeorten zu entwickeln. Allerdings blieb der Besuch der noch kleinen Bäder nur einer privilegierten Schicht der Bevölkerung vorbehalten. Mit zwar bescheidenem aber doch wachsendem Wohlstand in der DDR erhielten auch die „kleinen Leute" die Möglichkeit, hier zu sehr niedrigen Preisen ihren verdienten Urlaub zu verleben. Was jedoch zu einem Massentourismus auf die Halbinsel führte. Andererseits bewirkte diese neue Art von Feriengestaltung eine rasche Entwicklung der Orte Zingst, Prerow, Ahrenshoop und Wustrow zu Seebädern.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands setzte sich auch hier eine radikale Umstrukturierung durch. Insbesondere der Fischfang, aber auch das Handwerk und die Land- und Forstwirtschaft verloren immens an Bedeutung. Dagegen nahm die Tourismusbranche seitdem einen ungeahnten, insbesondere qualitativen, Aufschwung.

Autor: Wolf P

Text in Anlehnung: VEB Tourist Verlag, 
Berlin / Leipzig 1977

Politische Text-Passagen des VEB Tourist Verlag habe ich nicht übernommen.

 

 

 

 

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